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Die Zuhörerin (fm:Sonstige, 1619 Wörter)

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Veröffentlicht: Oct 21 2011 Gesehen / Gelesen: 13765 / 9756 [71%] Bewertung Geschichte: 9.00 (31 Stimmen)
Die Stimme des Fremden ist es, die sie in größte Ekstase versetzt.

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Die Zuhörerin

Als er den halbdunklen Raum betrat, hatte sie alles vorbereitet. Der Sessel stand vor dem kleinen Tischchen, auf welchem eine Karaffe mit Rotwein und das Manuskript lagen. Die Stehlampe daneben warf ein schummriges Licht; gerade ausreichend, damit er lesen konnte.

Sie hatte sich nackt auf das Sofa gelegt, die dünne Bettdecke über sich, und auf den Augen eine Schlafbrille. Sie wollte ihn nicht sehen. Sie wollte ihn nur hören. Und so hatte sie alles genau so vorbereitet, wie es verabredet gewesen war.

Die Uhr schlug Zehn. Er war pünktlich. Obwohl er versuchte, so leise wie möglich zu sein, spürte sie seine Energie im Raum. Ihre Ohren waren geschärft. Ganz genau nahm sie wahr, wie er sich in den Sessel setzte. Er sagte keinen Gruß oder irgendetwas. Er hielt sich an die Vereinbarung.

Sie spürte bereits jetzt leichte Erregung. Er griff nach dem Manuskript, das sie verfasst hatte. Ein Manuskript, in welchem sie ihre heimlichsten erotischen Phantasien aufgeschrieben hatte. Eben jenes Manuskript, das es für ihn nun vorzulesen galt.

Ihn reizte diese seltsame Begegnung. Die Mail, die sie ihm vor einer Woche geschrieben hatte, hatte ihn neugierig gemacht. Dort hatte sie geschrieben, dass sie mit einer seltsamen Bitte zu ihm käme. Sie sei zufällig auf diese Hörbücher gestoßen, die er eingelesen hatte. So harmlos die Geschichten waren, die er dort vortrug, so hatte doch seine Stimme in ihr heimliche Sehnsüchte geweckt. Und wie enttäuscht sie stets gewesen wäre, dass seine Stimme in diesen Hörbüchern nichts von dem sprach, was sie so gerne gehört hätte. Ob er sich denn vorstellen könnte, zu ihr zu kommen und ihr einfach nur etwas vorzulesen, was sie verfasst hatte, um ihr dabei zu helfen, eine lang vergessene körperliche Leidenschaft wiederzuentdecken.

Er hatte die Mail für einen Scherz gehalten, sie kaum beachtet. Höflich wie er war, hatte er sie jedoch beantwortet, für das schmeichelhafte Kompliment gedankt. Als sie erneut schrieb und er merkte, wie wichtig ihr dieses Erlebnis zu sein schien, von ihm diese Phantasien persönlich vorgelesen zu bekommen, wurde er schließlich doch neugierig. Vielleicht sollte man sich doch auf so ein seltsames Abenteuer einlassen. Das hatte sie deutlich gemacht: Es würde zu keiner Berührung kommen, sie wolle ihm einfach nur zuhören und sich der Phantasie hingeben. Selbstverständlich würde sie ihn dafür bezahlen.

Und nun saß er in dieser fremden Wohnung, blickte auf die Rückwand des Sofas und wusste nicht, wer die Frau sein könnte. Letztendlich war es ihm auch egal, er betrachtete es als einen sehr ausgefallenen Job, der überraschend gut bezahlt wurde. Das versprochene Geld lag ebenfalls auf dem Tisch.

Als er begann, vorzulesen, spannte sich ihr Körper an. Unweigerlich schlug ihr Herz höher, als sie seine Stimme vernahm, die die ersten Worte ihres Textes sprach:

"Ich denke an dich. Denke an deinen wunderschönen Körper. Immer wieder erinnere ich mich an den Herbst vor einigen Jahren, in dem ich ihn zärtlich liebkosen konnte. Du Schöne bist all mein Denken, und ich erglühe in Leidenschaft, wenn ich sie mir wieder ins Gedächtnis rufe, die Berührungen an deine zarte Haut. Oft denke ich daran, wie meine Finger sanft deinen Körper umschmeichelten und ich unter den Handflächen die aufsteigende Erregung in dir spüren konnte. Wir lagen nackt dicht an dicht, mein Kopf auf deiner Brust, und ich küsste sie zärtlich, die Knospen deines Busens."

Es durchfuhr sie. In ihrem Kopf bekam die Stimme ein Gesicht. Ein Gesicht, das mit Sicherheit nicht dem entsprach, das der fremde Mann hatte. Das war es, was sie so faszinierte. Diese Stimme hätte sowohl die Stimme eines Mannes Mitte Zwanzig, aber auch die eines reifen Herrn sein können. Sie schickte ihre Phantasie auf Reisen, erinnerte sich an den Herbst vor vielen Jahren, in dem sie höchstes Glück empfunden hatte. Ein Glück, das nie wiedergekehrt ist.

Und während sie ihm lauschte, berührte sie selbst sanft ihre Brust; strich mit den Fingerspitzen über die Brustwarzen, die hart geworden

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