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Leicht.Sinn (fm:1 auf 1, 2046 Wörter)

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Veröffentlicht: Nov 04 2012 Gesehen / Gelesen: 27163 / 21403 [79%] Bewertung Geschichte: 9.05 (119 Stimmen)
Leichtsinn oder Vertrauen? Ein Blind Date mit offenen Augen. Gebrochene Tabus, zerrissene Strumpfhosen, erfüllte Sehnsüchte.

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© Annie Arglos Dieser Text darf nur zum Eigengebrauch kopiert und nicht ohne die schriftliche Einwilligung des Autors anderweitig veröffentlicht werden. Zuwiderhandlungen ziehen strafrechtliche Verfolgung nach sich.

Sie fühlt sich wie ein 14jähriges Mädchen vor dem ersten Schulball, dabei ist sie Mitte Vierzig. Trotzdem fühlt sie sich wie vor dem ersten Kuss. Vor dem ersten Date. Vor dem ersten was auch immer.

Was zieh ich an? Wie schau ich aus? Welches Kleid? Dieses hier oder dieses? "Oha", sagt ihre Freundin, "dafür brauchst du einen Waffenschein". Zu nuttig? Sie dreht sich vor dem Spiegel, in den hochhackigen Schuhen. "Nein, das ist gut", sagt die Freundin. "Sehr erotisch". Sie schlüpft wieder aus den Schuhen und lässt drei verschiedene Strumpfhosen durch ihre Finger gleiten. Sie entscheidet sich für die mit den Flammen und dem Schmetterling auf einem Fuß. Die war teuer. Sie wird dran glauben müssen, lächelt sie.

Aber wer weiß. Wer weiß, steht er überhaupt an der U-Bahn-Station, vielleicht bekommt er ja kalte Füße. Vielleicht auch nicht. Vielleicht kann er sie einfach nicht riechen oder schmecken. Vielleicht mag er die Art, wie sie lacht, nicht. Wahrscheinlich wird es ihr weh tun, wenn sie spürt, dass er nicht mit ihr schlafen will. Dass sie möglicherweise nicht mit ihm schlafen will, weil sie ihn vielleicht nicht riechen oder schmecken oder sein Lachen nicht ertragen kann, zieht sie nicht in Betracht. An ihm zweifelt sie nicht, nur an sich selbst.

"Wir werden das gut hinkriegen", haben sie einander in den letzten SMS versichert, "wir werden behutsam und respektvoll miteinander umgehen, auch wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden." Einfach gemütlich was trinken, nett zu Abend essen, quatschen. Und doch hofft sie, dass ihr Hunger anders gestillt wird als mit einem Steinpilzrisotto.

Sie kommt ihm entgegen, ohne sich zu bewegen. Das erledigt die Rolltreppe für sie, serviert sie ihm sozusagen. Sie zieht das Kleid ein wenig hinunter, es rutscht immer wieder hoch. Er steht da oben und lächelt. Er sieht ein wenig anders aus als auf dem Foto, magerer, und nervös. Sie lächelt auch. Sie hat Angst. Wünscht sich, die Fahrt mit der Rolltreppe möge noch ein paar Minuten dauern und sie einander nur aus der Ferne anlächeln. Aber irgendwann ist sie da. Stolpert in seine Arme. Küsse auf den Mund, mit Zunge. Ihre Hand kriecht unter sein Shirt, fühlt die Haut, nach der sie sich monatelang gesehnt hat. In einem Bruchteil einer Sekunde hat ihr Hirn - oder was immer das ist, das für uns Entscheidungen trifft, denkt sie - sämtliche ankommenden Informationen der Sinnesorgane verarbeitet und entschieden: Es ist gut, wie es ist.

Seines auch, das schmeckt sie am Kuss. "Gott, siehst du sexy aus" sagt er und seine Worte schwemmen die Angst, nicht schön genug, nicht begehrenswert genug zu sein einfach weg. Sonst will sie nicht auf ihr Äußeres, nicht auf ihre Erotik reduziert werden. Aber in diesem Moment schreit alles in ihr genau danach. Reduzier mich. Begehre mich. Fick mich. Zum Glück hat er gesagt: Du siehst sexy aus. Und nicht du wirkst sehr intellektuell, denkt sie später, als sie wieder denken kann.

Hand in Hand geht sie mit dem fremden Mann durch die Fußgängerzone der fremden Stadt. Immer wieder bleiben sie stehen und küssen einander. Die Küsse werden gieriger, die Hände mutiger. Ohne was drunter?, fragt er, die Hände auf ihrem Hintern. Sie nickt. "Du auch?" Aufgeregt. Angeregt. Schnell auch erregt. Sie sitzen im Café. Sie trinkt Latte Macchiato, er leckt ihr den Milchschaum von den Lippen, während seine Hand unter ihr Kleid kriecht. Ihre Hand ruht auf seiner Hose, im Schritt. Sie kann seinen Schwanz spüren. Als seine Hand ihre Schenkel hochstreichelt und zwischen ihre Beine gleitet, überschwemmt die Berührung sie. "Nass", sagt er und meint nicht das Wetter. "Hart", sagt sie und meint nicht den Kuchen. Sie lachen. "Ich spreche kein Smalltalk", sagt er, und das trifft sich gut, weil sie jetzt keinen Smalltalk will.

"Weiß jemand, wo du bist?", will er wissen und findet sie leichtsinnig, dass sie es ihrer Freundin nicht gesagt hat. "Ich habs vergessen", meint sie, dabei hat sie es einfach nicht für notwendig gehalten hat und ihm vertraut. Ihm und ihrer Menschenkenntnis. Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben, denkt sie.

"Willst du mich noch immer lecken?", fragt sie und lächelt ihn scheu an - ein wenig unsicher einerseits, aber andererseits kann sie das "Ja" in seinen Augen lesen. "Oh ja", sagt er, und noch während er das sagt, spürt sie seinen Finger in sich. "Alles deins", sagt sie.

Irgendwann dann an der Wand. Der Moment, den sie in ihren Mails immer

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