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Der Blick - oder - die Frau im gelben Bikini (fm:Dominanter Mann, 5863 Wörter)

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Veröffentlicht: Jul 01 2015 Gesehen / Gelesen: 39536 / 29937 [76%] Bewertung Geschichte: 9.26 (149 Stimmen)
Eine junge Frau, ein älterer Mann... Und ein Blick, nur wenige Sekunden, der alles verändert

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Was für ein Tag... Wie kann der Mensch nur soviel arbeiten müssen? Ich jedenfalls kann bald echt nicht mehr. Im Schnitt waren es sicher zehn Stunden oder mehr am Tag die letzten Wochen und das Schlimme daran ist: es fühlt sich an, als wären es höchstens 3 gewesen, weil einfach nichts fertig wird. Dabei macht es im Moment nichtmal ansatzweise Spaß. Als ich mich damals für das Jura-Studium entschieden hatte, habe ich all das nicht kommen sehen. Und hilft es, meinen Freundinnen was vor zu jammern? "Du bist jung, du bist eine erfolgreiche Anwältin" heißt es dann, "gib alles, es wird sich am Ende auszahlen". Und: "wir sind alle stolz auf dich!". Das mit dem Stolz ist natürlich aufmunternd gemeint, aber manchmal kommt es mir ein bisschen wie ein vergiftetes Kompliment vor. Ich spüre oft die argwöhnische Abneigung und den Neid anderer Frauen, manchmal blitzt das sogar bei einer meiner Freundinnen auf. "Du bist so wunderschön, hast so eine traumhafte Figur" bekomme ich dann zu hören, aber es fühlt sich an, als wäre es eine Anklage.

Ja, das Leben, das ist so ein ganz besonderes. In letzter Zeit ertappe ich mich dabei, wie ich ein wenig nachdenklich werde. Revue passieren lasse. Das hat sicher auch damit zu tun, dass ich kürzlich die fünfzig überschritten habe. "Männer werden nicht alt, sie werden interessant" sagt man. Das ist natürlich ein ganz dämlicher Euphemismus, aber mir macht er im Prinzip nichts aus, ich war schon immer interessant. Trotzdem nagt im Moment ein wenig die Frage an mir, wer ich wirklich bin. Früher war das einfacher; in meiner Jugend, die ja nun schon ein wenig zurück liegt, waren die Dinge klar geregelt: die Mädels liefen mir reihenweise in die Arme, ich galt als Mr. Charmant schlechthin. Auch das Berufliche lief geradeaus und zwar mit Siebenmeilenstiefeln. Eigene Firma im IT-Bereich, haufenweise Kohle, dicke Wohnung, was man halt so braucht in einem gewissen Alter. Heute blicke ich darauf zurück mit Wohlwollen aber auch einer erstaunlich großen Distanz: haben wir alles schon gehabt, kennen wir schon. Nach all dem Erfolg und den damit verbundenen vielen Stunden harter Arbeit hab ich's mir danach erst mal gemütlich gemacht; aber ob ich mich in dieser Gemütlichkeit mittlerweile noch wohl fühle? Ich bin mir gerade nicht ganz sicher.

"Du bist so wunderschön". Toller Satz. Von meinen Freundinnen gerade noch zu ertragen, da er in den meisten Fällen ohne Hintergedanken geäußert wird. Wenn Männer mir damit kommen, ist allerdings fast immer sofort der Ofen aus für mich. An eine Frau, die so aussieht, wie ich, trauen sich leider nur Schwule oder Vollidioten ran. Und wenn einer aus der Vollidioten-Fraktion mit diesem Spruch kommt, heißt das übersetzt "ich will dich kaufen, mit Geschenken, Schmuck und diesem dämlichen Spruch, weil ich leider zu phantasielos bin, um es mit anderen Mitteln zu versuchen". Wenn dann noch rauskommt, das "wunderschöne Mädchen" ist eine erfolgreiche Anwältin und verdient trotz ihrer gerade mal 27 Jahre auch noch ein Heidengeld - tja dann ist es schnell wieder vorbei mit wunderschön. Oder die ganz Peinlichen, die nur ficken wollen und das einem dann auch direkt mitteilen - und im Zweifel sogar Bezahlung anbieten. Wenigstens ehrlich, aber Raffinesse ist was anderes. Da stehe ich also: eine intelligente und attraktive Frau in der Blüte ihrer Jugend, und kriege keinen Mann ab. Ehrlich gesagt, wenn ich's mir recht überlege, will ich im Moment auch gar keinen.

Wer bin ich... Eine blöde, aber durchaus hartnäckige Frage. Und warum weiß ich das eigentlich nicht? Ein paar Dinge kann ich recht gut, das ist mal Fakt. Ich war früher ein guter Sportler, ein talentierter Leichtathlet, solange bis mir die Sache mit dem Knie einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Mittlerweile hab ich mich auf's Tennis spielen verlegt und auch dafür scheine ich ein Talent zu haben. Dann bin ich überdurchschnittlich gebildet und habe eine Begabung für Sprachen. Wer mich Englisch reden hört, meint fast immer, ich wäre gebürtiger Brite. Aber das beantwortet noch immer nicht meine Frage. Ich habe jedenfalls keine Familie, das hat damals nicht in die Zeit meines beruflichen Erfolges gepasst. Frau habe ich auch keine, aber wer so viel Kohle auf der hohen Kante hat, wie ich, der lädt sich ab und an Damen mit einem gewissen dienstleisterischen Hintergrund ein. Für die über die Jahre gewachsenen Ansprüche sexueller Natur, die eine reichhaltige Erfahrung wie die meine mit sich bringt, nicht die schlechteste Wahl, man bekommt immerhin fortschrittliche Versautheit, die man auf dem freien Markt lange suchen müsste.

Also, was fange ich nun mit dem Rest des versauten Tages an? Seit 6 Uhr morgens auf den Beinen, 12 Stunden Arbeit, zweimal Anschiss vom Chef, drei anzügliche Bemerkungen von unserem schleimigen neuen Assessor und jetzt bin ich kaputt und hundemüde. Ich fühle mich, als wäre ich der

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