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Begegnung im Reha-Park (fm:Verführung, 2326 Wörter)

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Veröffentlicht: Apr 05 2018 Gesehen / Gelesen: 18091 / 13904 [77%] Bewertung Geschichte: 8.92 (103 Stimmen)
Im Park einer Reha setzt sich eine attraktive Dame neben den älteren Herrn. Sie plaudern und trinken eine Tasse Kaffe zusammen. Langsam kommen sie sich näher...

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Die Nachmittagssonne näherte sich langsam den gelben und roten Baumwipfeln. Aber noch wärmte sie ihn. Er hatte die Augen geschlossen und genoss die Ruhe des kleinen Parks. Auch früher hätte er sich einem solchen Augenblick hingegeben, nun tat er es umso mehr. Er hatte eine Hüftoperation hinter sich. Ein Routineeingriff heutzutage, aber dennoch blieb immer ein Risiko. Seine Gehhilfe lehnte neben ihm an der Bank. Auch wenn er inzwischen schon wieder ohne sie gehen konnte, wollte er es doch nicht übertreiben. Zum Glück war er nicht übergewichtig. Dennoch durfte er auf keinen Fall auf den nassen Blättern ausrutschen. Die Gehhilfe bot ihm eine Sicherheit, auf die er zurückgreifen konnte, wenn ihm danach war.

Die Sonne erfüllte ihn durch die geschlossenen Lider hindurch mit Licht und Leben. Er konnte sich in keiner Weise beklagen: Er war klar im Kopf, wirkte durch seine Größe fast schlank und sah mit seinen silbergrauen vollen Haaren gut aus. Noch wichtiger für ihn: In einigen Tagen, spätestens in drei bis vier Wochen würde er wieder schmerzfrei laufen können. Er fühlte die Erleichterung gegenüber der Schmerzenszeit vor der Operation. Mit seinen fast 70 Jahren hatte er ein schönes und abwechslungsreiches Leben gehabt. Doch was würden die nächsten Jahre bringen? Würde es noch wirkliche Höhepunkte geben? Momente eines absoluten Lebensgenusses, an die er für die ihm noch verbleibende Zeit seines Lebens immer wieder gerne zurückdenken würde...

"Sie haben sich ein wunderschönes Plätzchen ausgesucht. Darf ich mich zu Ihnen setzen?"

Ihre Stimme riss ihn aus seinem Sinnieren, und so brauchte er ein paar Sekunden, um in die Wirklichkeit zurückzufinden.

"Aber gerne ... Freut mich ... Verzeihen Sie, ich war etwas eingedöst."

Er setze sich mit altmodischer Höflichkeit aufrechter hin. Sie hatte seine Antwort gar nicht abgewartet, sondern ihre Gehhilfe ebenfalls gegen die Bank gelehnt und sich vorsichtig neben ihn gesetzt. Vor zwei Tagen hatte er diese Dame schon einmal hier getroffen. Damals hatte sie sich nicht zu ihm gesetzt, sondern war nach einem kurzen Plausch weitergegangen. Ihre gepflegte Erscheinung war für ihn eine angenehme Abwechslung gegenüber den anderen Patienten der Reha-Klinik: Wohl ein paar Jahre jünger als er strahlte sie Lebensfreude und eine ruhige Dynamik aus, die von ihren braunen, Schulter langen Haaren und dem vollen Gesicht mit den munteren Lachfalten unterstrichen wurde.

"Ich habe sie gestern vermisst und vermutete sie schon zu Hause.", begann er das Gespräch.

"Da hier in der Klinik am Wochenende nichts passiert, habe ich den gestrigen Tag tatsächlich zu Hause verbracht." Sie lächelte zurück und fügte an: "Aber es ist schön, wenn man vermisst wird. In meinem Alter wird einem das sonst eigentlich nur noch gesagt, wenn die Tochter ein Babysitter gebraucht hätte und man mal wieder nicht greifbar war..."

Das Gespräch plätscherte dahin. Sie plauderten über alles Mögliche und nichts Konkretes. Die Schatten der Bäume kamen näher und liefen schließlich über die Parkbank hinweg.

"Entschuldigen Sie, ich sitze ja schon etwas länger und mir wird jetzt kalt.", meinte er plötzlich. "Sind Sie mir böse, wenn ich zurückgehe und Sie allein lasse?"

"Nein, nein. Sie habe Recht. Es wird kühl, und man sollte nicht warten, bis man fröstelt. Ich begleite Sie.", entgegnete sie und stützte sich bei den ersten Schritten ebenfalls ein wenig steif auf ihre Gehhilfe.

Während des Rückwegs plauderten sie weiter und freuten sich beide, den Weg nicht alleine machen zu müssen.

"Wie wäre es noch mit einer Tasse Kaffee?", fragte er unter der Eingangstür, um den Gang in die Einsamkeit seines Zimmers etwas hinauszuzögern.

"Ich habe eine bessere Idee.", meinte sie mit gewinnendem Lächeln. "Für die Zeit meines Aufenthalts hier gönne ich mir den Luxus einer éSuite'. Wir sitzen dort gemütlicher. Und außerdem kann ich Ihnen aus meinem privaten Kaffeeautomaten einen Ia Cappuccino servieren!"

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