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Die Fremde im Zug (fm:Oral, 3507 Wörter)

Autor:
Veröffentlicht: Mar 10 2021 Gesehen / Gelesen: 15118 / 13355 [88%] Bewertung Geschichte: 9.20 (90 Stimmen)
Der junge Robert trifft im Zug auf eine heißblütige Latina. Nach einer wahren Begebenheit.

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Die folgende Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit, die mir von meinem lieben Leser Rod zugetragen wurde. Sie spielt in Spanien, aber die Dialoge habe ich, der besseren Lesbarkeit wegen (und weil ich kein Spanisch kann :D ), in Deutsch verfasst.

Rat-ta-tat. Rat-ta-tat. So ging es seit Stunden. Monoton klapperte der Wagon auf den Gleisen und raubte Robert den letzten Nerv. Es war ihm ein Rätsel, wie man so müde sein konnte, und trotzdem nicht in den Schlaf fand. Trotz der Wochen, die er allein auf seiner weiten Reise durch Europa schon verbracht hatte, fiel es ihm schwer, in der Öffentlichkeit zur Ruhe zu kommen.

Sein Plan war so simpel wie wagemutig. Nur begleitet von seiner treuen Gitarre, hatte sich der Achtzehnjährige aufgemacht, um die Welt zu sehen. Seine Musik und sein offenes Wesen, so hatte er sich gedacht, würde schon reichen, um ihn zu ernähren und ein bescheidenes Plätzchen zum Schlafen zu besorgen.

Frankreich hatte er so erkundet, war von Großstadt zu Großstadt gezogen, über Straßburg nach Paris, an den Atlantik und die Küste herunter nach Spanien, ohne zu finden, wonach er suchte. Er wusste es selbst nicht zu beschreiben, aber sein Herz würde es ihm schon sagen. Und wenn nicht: Das Abenteuer für sich war unbezahlbar. Nach der Enge seiner Heimatstadt, den langweiligen Mitschülern und den Eltern, die ihn lieber in einem angesehenen Studiengang sehen würden war ihm die Welt nie so groß und lebendig vorgekommen wie jetzt, da er sie auf eigene Faust erkundete.

Dies galt nicht für das vermaledeite, kleine Abteil im Nachtzug von Barcelona nach Madrid. Sechs Menschen sollten hier Platz finden, dazu brauchte es aber eine gehörige Portion iberischen Optimismus. Na ja, es war billiger, und er sparte sich für einen Tag die Herberge.

Erst war er herrlich allein in seinem kleinen Reich aus abgenutzten Sitzpolstern und ausgeblichenen Vorhängen. Der Geruch nach kaltem Rauch hatte ihn nicht gestört. Dann hatte sich dieser mittelalte, schwarzhaarige Typ ins Abteil gewuchtet und die ganze Welt, und im besonderen Robert, mit seinem missbilligenden Blick gestraft. Der Junge mit Lederjacke und strubbeligen Haaren passte anscheinend perfekt in sein allgemeines Feindbild. Er grummelte etwas auf Spanisch und brachte die Sitzbank zum Beben, als er sich darauf niederließ.

Robert zwang sich zu einem Lächeln und zog seine Gitarre etwas dichter zu sich heran. Nicht, dass Mr. Nacho sein gutes Stück mit einer unbedachten Bewegung zerquetschte. Dafür, dass er sein Instrument in Sicherheit wusste, nahm er gerne einen weiteren grimmigen Blick in Kauf.

Schon kurz darauf wurden sein unerschütterlicher Optimismus und sein Vertrauen in Ausgleich und Gerechtigkeit belohnt. Herein spazierte - nein, vielmehr schwebte - eine wunderschöne, junge Frau. Sie war mittelgroß und ein paar Jahre älter als er. Schwarze, lockige Haare umrahmten ihr rassiges Gesicht mit den dunklen Augen und den vollen Lippen. Sie trug eine enge Jeans und eine luftige, helle Bluse, die hervorragend zu ihrer hellbraunen Haut passte und einen ansehnlichen Ausschnitt bot.

Wie magisch wurde Roberts Blick davon angezogen, sodass er erst beim zweiten Mal mitbekam, dass sie ihn angesprochen hatte.

"Schläfst du, Gitarrenjunge?", fragte sie mit einem wissenden Lächeln, das sie nur bezaubernder machte. "Ist der Platz da noch frei?"

Ertappt glühten seine Wangen. Er beeilte sich, sich aufzurichten und eifrig zu nicken. "Ja. Ja, natürlich, bitte setz dich doch."

"Danke.", sagte sie. Ihr Lächeln wurde breiter und entblößte ihre weißen, ebenmäßigen Zähne. Sofort wurde ein ganzer Schwarm Schmetterlinge in Roberts Bauch aufgescheucht. Er lächelte schüchtern zurück.

Mr. Nacho hatte, bis auf sein schnaufendes Atmen, nichts zu der Situation beigetragen. Er starrte ungeniert auf den knackigen Hintern der Frau, als diese sich zwischen den eng stehenden Sitzen hindurchquetschte und gegenüber von Robert Platz nahm. Eine Wut auf den

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