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Herbstblumen (44) - Der Schlachtplan (fm:Sonstige, 4333 Wörter) [44/64] alle Teile anzeigen

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Veröffentlicht: Nov 06 2023 Gesehen / Gelesen: 2425 / 1791 [74%] Bewertung Teil: 9.12 (24 Stimmen)
Es wird alles vorbereitet für Daniels unfreiwilliges Treffen mit Christinas Chefin Halide

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kam auf sie zu. "Du bist die"? "Christina". "Angenehm. Hab schon einiges von dir gehört. Nur angenehmes natürlich". Ein entwaffnendes Lächeln umspielte seine Lippen. Er hatte ein angenehmes Äußeres. Ein paar Kilo zu viel auf den Rippen vielleicht. Und angegraute Haare. Gesehen hatte sie ihn ja schon kurz im Laden, aber hier jetzt erst so richtig gemustert.

"Komm doch rein ins Wohnzimmer", hörte sie sich sagen. "Wir halten grade Kriegsrat. Aber haben die richtige Kanone noch nicht gefunden", sagte Olga. "Also pass mal auf, du sollst die Chefin von Christina f .. naja, mit der rummachen". "Na ja, und, warum sagt sie nicht einfach nein, ich will den nicht hinschicken"? "Das geht nicht. Dann will sie Christina entlassen"! "Fristlos? Was ist passiert"? "Nein, nicht fristlos. Ordentliche Kündigung. Sonst könnte man ja schon was machen. Aber Christina ist mit dieser tollen Wohnung und der hohen Miete immer ziemlich klamm. Jobverlust kann sie sich eigentlich nicht leisten. Ihre Chefin hat wohl gesehen, dass wir beide da ein wenig in der Umkleide rumgemacht haben. Und Kündigungsschutz gibts bei solchen Klitschen nicht. Verzeih bitte den Ausdruck, Christina".

Dieser Daniel überlegte jetzt erst mal einen Moment. "Hmmm .... hmmm. So aus dem Ärmel schießen kann ich da auch nichts". "Würdest du denn mitmachen", fragte Olga. "Schon. Aber will das Christina denn auch zulassen"? "Zur Not ja", schaltete sie sich erstmals ins Gespräch darüber ein. "Nun, das wär dann ja geklärt, aber ist ja keine Dauerlösung. Wenn es einmal geklappt hat, wird sie es immer wieder probieren. Im Prinzip ist es zwar Erpressung oder zumindest Nötigung, aber das Problem liegt darin, es beweisen zu können. Und da kommen wir nur mit - sagen wir mal - nicht ganz legalen Mitteln weiter". "Filmen"? riefen jetzt sowohl sie als auch Olga wie aus einem Mund. "Nicht übel, aber allein reicht das nicht. Das heimliche filmen wäre allein als Beweismittel in einem Prozess nicht zulässig. Aber ein kleiner Gegendruck könnte helfen". "Wie geht das?", fragte sie.

"Nun, wir müssten sowohl filmen, als auch jemand zuhören lassen, der vor Gericht glaubwürdig wäre. Es müsste eine Person sein die integer ist, aber nicht weiß wer hinter dieser Sache steht. Den können wir als Joker behalten, wenn die Sache nicht funktioniert. Aber wir müssen vorsichtig sein und schlau. Es darf nicht so aussehen als würden wir nun wiederum erpressen. Obwohl dafür eigentlich ein Schmerzensgeld fällig wäre, würde ich es dabei belassen, eine Abfindung auszuhandeln. Das hält dir erst mal den Rücken frei für eine Weile. Und du kannst da nicht auf Dauer bleiben. Das würde nicht funktionieren. Hättest du denn einen Ersatzjob"? "Nicht so schnell, da müsste ich erst suchen. Außerdem war ich da schon recht gut bezahlt. Ich würd ja gerne meinen eigenen Dessous Laden aufmachen, aber ich hab kein Startkapital". "Ich hab was", sagte Olga. "Ich hab gespart und eine Erbschaft hatte ich auch bekommen. Ich könnt dir was leihen oder bürgen". "Echt jetzt, das würdest du machen"? Olga nickte. "Weißt du denn, wie man sowas macht? Ich meine, einen eigenen Laden betreiben?", fragte Daniel. "Im großen und ganzen schon. Das wichtigste sind Lieferanten Beziehungen. Aber wart mal, die könnt ich mir aus den Unterlagen heraussuchen. Wenn die Chefin nicht da ist".

"Wann ist das denn"? "Mittwoch". "Hast du einen Schlüssel zum Laden"? "Leider nein. Nur die Chefin und Elisa". Meinst du, du kannst einer von beiden mal für zwei Minuten den Schlüssel abluchsen, ohne daß die was merkt"? "Bei Eilsa schon, ich weiß, wo die den immer hat". "Und wo soll das ganze überhaupt stattfinden"? "Na, auch da in dem Laden". "Das schien mir aber ziemlich eng zu sein überall. Da ist doch gar kein Platz". "Dort nicht, aber im Büro. Es gibt dort den Schreibtisch, und noch einen ovalen großen Tisch mit mehreren Stühlen und ein Sofa". "Aha. Mal mir doch mal die Raumaufteilung auf". Sie holte Papier und Stift skizzierte es nach ihrer Erinnerung. Daniel und Olga schauten drauf. "Was ist das denn hier?", fragte Daniel. "Das ist ein Regal. Da stehen Ordner drin und dicke Kladden mit den Modellen". "Sind das so dicke Ordner mit einem Loch oben oder unten"? "Ja, genau die". Olga und Daniel wechselten einen Blick. "Sag mal, hast du die Kamera noch", fragte Daniel jetzt Olga. Olga grinste. "Viel besser. Ich hab jetzt eine richtig gute, mit WLAN und allem PiPaPo in Super Auflösung und mit Zoom".

Ihr Herz machte einen Sprung. Klang wie ein Teil einer Lösung. "Also, ich hab eine Idee", sagte Daniel jetzt. "Aber ich brauch noch mehr Infos. Was weißt du über deine Chefin? Ich muss ihre Schwachstelle finden. Wo wohnt sie? Fährt sie mit einem Auto zur Arbeit? Was macht sie sonst"? Sie seufzte. "Leider weiß ich nicht wirklich viel über sie. Wohnen tut sie in so einem vornehmen Stadtteil, wo die Wohnungen noch viel teurer sind als hier. Aber da gibt's wenig Parkplätze. Darum fährt sie auch nicht mit dem Auto. Weil, hier gibt's ja auch kaum welche. Ich meine beim Laden. Also soviel ich weiß, fährt sie immer mit dem Stadtbus. Sie hat zwei Töchter, die beide nicht verheiratet sind. Die haben noch nicht mal einen Freund, soviel ich weiß. Sonst weiß ich nur, dass sie zwar nur wenig religiös ist, aber zweimal in der Woche in eine Moschee geht. Warum auch immer". "Wo ist die Moschee denn"? "Weiß nicht. Spielt das 'ne Rolle"? "Vielleicht schon. Und an welchen Tagen"? "Ich glaube, Montags und Mittwochs".

"Ok, das klingt nach dringend erforderlichen investigativen Ermittlungen. Daniela wird das schon machen. Wann hat deine Chefin denn den nächsten Feierabend"? "Morgen um eins". "Und, wie sieht die aus"? "Na ja, ne Türkin halt, schwarze Haare lang oder zusammengebunden, braune Augen, schlank, klein, und zart. Wie eine Türkin halt". Daniel griente. "Ich kenne auch dicke Türkinnen". "Na ja, du weißt schon. Wart mal, ich hab ein Foto". Sie hielt Daniel ihr Handy hin, nachdem sie das Foto herausgesucht hatte. Es war ein Weihnachtsessen gewesen, da hatte sie ihre Kollegin, zwei Aushilfen, und eben auch ihre Chefin fotografiert. "Okay, das reicht schon", meinte Daniel. "Wann ist denn der Tag X"? "Na, Samstag". "Wie, morgen"? "Nee, eine Woche später". Daniel schien aufzuatmen.

Olga und Daniel unterhielten sich jetzt über irgendein technisches Gebrabbel, von dem sie nur die Hälfte verstand. Nein, eigentlich gar nichts. Nach einer Weile sagte Daniel. "Ok, so könnte es funktionieren. Ich kümmere mich um die Geräte, du um die Kamera, am Donnerstag treffen wir uns hier alle und machen Schlachtplan und Generalprobe, Freitag dann letzte Vorbereitungen, und Du, Christina, suchst die Lieferanten raus, das machen wir dann zusammen mit dem Nachschlüssel, Olga, du kümmerst dich um das Schreiben bei diesem Anwaltstypen, und ich mach mich jetzt vom Acker. Ihr kommt doch jetzt klar, oder"? Olga nickte und sie selber auch, obwohl sie nicht wirklich wusste, was geplant war. Er gab erst Olga und dann ihr ein Bussi, wobei sie merkte, der er gut roch, und ging dann aus der Wohnung raus.

"Na, wie findest du ihn", fragte Olga. "Ja, ganz nett. Und ziemlich umtriebig". "Ja, mit den Trieben hat er es auch. Manchmal". "Ich weiß. Du erzähltest. Aber sag mal, lebt er mit einer Daniela zusammen"? Olga prustete los. "Nee. Er verkleidet sich manchmal als Frau und geht so in die Öffentlichkeit. Unerkannt". "Aha, und warum"? "Weiß nicht. Er mag es halt, auch mal eine Frau zu sein. Ist wohl was sexuelles. Er nennt es Crossdresser". "Nie gehört". "Ist ja auch ein Nischenprodukt, sozusagen". "Und, möchtest du es mal mit ihm treiben"? "Ja. Klar. Aber nicht in Frauenkleidern". Olga lachte. "Kann ich verstehen. Soll ich ... soll ich heute hierbleiben"? "Ich glaube, ich komme jetzt klar. Ich bin sowieso nicht in Stimmung dafür". "Schon klar, ich meinte ja auch seelische Unterstützung". "Dank dir, aber geht jetzt". Olga gab ihr auch ein Bussi und ging hinfort. Sie legte sich dann gleich schlafen. Obwohl ihr noch tausend Gedanken durch den Kopf gingen, schlief sie relativ schnell ein.

[Daniel]

Das war ja wohl der Hammer! Mein Unrechtsbewusstsein meldete sich und mein Ehrgeiz war geweckt. Es war schon spät, ich legte mich erst mal schlafen. Am Samstag schlief ich lange. Dann machte ich mich an meine Verwandlung. Die Zielperson hatte mich zwar schon mal gesehen, aber in dem Frauenoutfit würde sie mich nicht wiedererkennen. Und den Gang einer Frau hatte ich mittlerweile auch gut drauf. Lange vor der notwendigen Zeit fuhr ich los, und nahm das Auto. Schließlich würde ich wohl längere Zeit warten müssen, bis sie ins Freie kam. Der Vorlauf war auch nötig, da ich trotz Samstag 20 Minuten brauchte, um einen Parkplatz zu bekommen. Hier konnte ich praktischerweise den Eingang des Geschäftes gut im Rückspiegel sehen. Trotz der Parkplatzprobleme war ich schon lange vorher auf Position. Und sie kam ewig nicht. Und ich hatte Probleme. Ich kramte also die extra mitgenommene, olle Sport Trinkflasche raus und pinkelte erst mal hinein, wobei ich hoffte, dass niemand vorbeikam, der das sah.

Aber es entpuppte sich zumindest als der falsche Zeitpunkt, ich war noch nicht ganz fertig, da kam sie raus, schloss ab, und setzte sich in Bewegung. So schnell wie möglich beendete ich mein Geschäft, stieg aus dem Auto, und hastete hinterher. Bloß gut, dass ich mich heute für legere Kleidung mit Sneakern entschieden hatte! Ich wusste oder vermutete zumindest, wo sie hingehen würde, und so war es dann auch. Es war die nächste Bushaltestelle. Ich stellte mich etwas abseits, so dass sie mich nicht sehen konnte, und stieg dann in den Bus mit ein. Ich setzte mich vorne auf eine Vierergruppe. Der Bus war überraschend voll für einen Samstag. Sie setzte sich in den hinteren Teil, mit dem Rücken zu mir. Optimal! So hatte ich alles im Blick und sie mich nicht.

Mir gegenüber saß ein Mädchen, eine Schwarzafrikanerin, sehr gut gekleidet, mehrere Schichten Kleidung, ganz außen ein Pelzjäckchen, das aber vermutlich unecht war. Sehr praktisch bei diesem kalten Wetter. Sie mochte vielleicht an die 12 Jahre alt sein und war bildhübsch. Sie nahm von mir keine Notiz, vom etwas widerwilligem Wegnehmen der zu lang ausgestreckten Beine bei meiner Platznahme mal abgesehen. Ansonsten tippte sie die ganze Zeit auf ihrem Handy herum und präsentierte mir ein interessantes Mienenspiel. Wart mal ab, dachte ich, noch ein, zwei Jahre, dann hast du rausgekriegt wie du bei Jungs die Puppen tanzen lassen kannst mit deiner Anziehungskraft. Aber meine Beobachtungen musste ich unterbrechen, denn jetzt stieg sie aus. Also mein Zielsubjekt

Es war aber ein Umstieg. An einer größeren Haltestelle wartete sie auf den nächsten Bus. Der war noch voller und ich musste sogar stehen. Nach drei Stationen stieg sie aus. Sie ging zielstrebig in eine Richtung und ich nach kurzer Wartezeit in gebührendem Abstand hinterher. Ohne sich umzusehen, bog sie dann zum Eingang eines wunderschönen Gründerzeithauses ab und ging dort rein. Aha, hier wohnst du also. Warum hast du kein Eigenheim, wenn du vermutlich so in Geld schwimmst? Aber dann müsstest du dich ja um alles kümmern. Nun wusste ich, wo sie wohnte. Aber ich wollte herauskriegen in welche Moschee sie geht. Ihr Umfeld, also ihr türkisches Netzwerk schien ihr wichtig zu sein, also war sie da verletzlich. Heute würde ich hier aber nichts mehr erfahren können und so düste ich erst mal nach Hause, rief dann nochmal Olga an wegen weiterer Informationen zur Kamera und setzte einige Sachen in Gang wie Hosting, Besorgung einer unregistrierten SIM Karte und Handy, eines Videobearbeitungsprogramms, usw.

Am Montag war ich in der Firma. Ich machte aber rechtzeitig Schluss, fuhr nach Hause, vollzog meine Verwandlung, und fuhr mit meinem Auto dorthin wo sie wohnte. Es dauerte Ewigkeiten bis ich einen Parkplatz fand. Ziemlich weit weg, aber noch brauchbar. Ich hatte heute eine Kurzhaarperücke und sah ganz anders aus. Sie würde mich nicht wiedererkennen. Auf den Kaffee hatte ich dieses mal verzichtet, so musste ich also auch nicht pinkeln. Christina sagte Feierabend macht sie um vier, und zur vermuteten Zeit sah ich sie aus dem Bus kommen und in ihre Wohnung gehen. Eine halbe Stunde später kam sie wieder raus. Ich hatte sie kaum wiedererkannt, da sie nun dunkle Klamotten und ein Kopftuch trug. Aber am Gang war sie zu erkennen. Fest und bestimmend.

Flugs stieg ich aus dem Auto und ging ihr nach. Nach einigem Abbiegen durch enge Sträßchen, fast hätte ich sie einmal verloren, kam sie an einen kleinen Platz, dort standen schon 2 Frauen in ähnlichem Outfit. Als sie hinzukam, begrüßten sie sich und setzten sich auf so eine flache Bank, die davorstand. Ich versuchte mich mittlerweile mit einem Stadtplan zu tarnen, wobei ich so tat, als würde ich etwas darin suchen. Jetzt kamen von Gegenüber drei weitere Frauen und stellten sich dazu. Die Frauen unterhielten sich. Eine von denen drückte Christinas Chefin und knuddelte sie, die war um einiges jünger, vermutlich ihre Tochter. Ich zückte mein Handy und machte heimlich einige Fotos von ihr. An mir vorbei kamen dann zwei andere Frauen, auch Türkinnen, wie es aussah. Die eine drehte sich dann zu mir um. "Suchen sie was? Kann ich ihnen helfen"? "Oui. Isch suchen judische Sunagoge hier sain", sagte ich mit nicht ganz gelungenem französischem Akzent. Die Frau wandte sich zu der anderen und fragte in akzentfreiem Deutsch. "Sag mal, kennst du eine jüdische Synagoge in der Nähe"? "Nein. Nie gehört". "Also tut mir leid, wissen wir nicht. Hier gibt es nur die Moschee da". "Merci". Ich drehte mich um und suchte scheinbar weiter, die zwei gingen jetzt dazu und nach kurzem Geplappere gingen dann alle in ein unscheinbares Gebäude hinter dem Platz. Das musste wohl die Moschee sein. Ich wusste jetzt Bescheid und hatte meine Info die ich brauchte.

Mittwoch verkleidete ich mich als Frau und ging in den Laden. Ich suchte mir zwei Dessous raus, ging zu Christina. "Hi, ich bin Daniela. Du weißt schon". "Ach die! Ach der"! "Nicht so auffällig. Kommst du an den Schlüssel ran"? "Ja". "Ich warte da in der Umkleide 2". Ich ließ einen kleinen Spalt. Christina kam dann in mein Sichtfeld, etwas verunsichert. Ich steckte meinen Kopf durch. "Tschuldigung! Können sie mal"? Ich redete und Christina gab mir dabei unauffällig den Schlüssel. Es dauerte keine Minute, dann hatte ich den Abdruck. Christina kam mit der angeforderten neuen Größe wieder. Der Schlüssel wechselte wieder den Besitzer. Ich probierte das Teil an, es passte sogar recht gut. Ich ging zur Kasse und sagte laut "das nehme ich"! Und fragte leise "alles klar"? Christina nickte. Ich bezahlte und sagte "Danke, tschüß". Christina blickte mir noch hinterher. Ich besuchte einen entsprechend ausgerüsteten Bekannten und machte von der Matrize einen Nachschlüssel. Dank 3D Drucker ging das spielend leicht. Er würde mir auch noch Kamera Dummies damit herstellen, die ich später brauchen würde.

Um 23 Uhr standen wir alle drei, Olga, Christina, und ich mit dem Auto vor dem Laden. Christina und ich stiegen aus. Verstohlen umgeschaut. Nichts verdächtiges zu sehen. Der Schlüssel paßte. Wir schlüpften schnell rein. Christina deaktivierte die Alarmanlage. Dann gingen wir ins Büro. Es sah aus wie auf den Fotos. Wir dunkelten alles ab und fingen an. Olga würde so lange draußen Wache halten. Wir brauchten dann doch gut zwei Stunden, was auch daran lag daß ich die Idee hatte Fotos von allen aktuellen Kollektionen zu machen. Ich durchsuchte während dessen noch die Schränke und dann den Schreibtisch von Hatice. Plötzlich pfiff ich durch die Zähne. "Weißt du davon?", fragte ich Christina. "Nein. Ist das eine Damenpistole"? "Nein, ein Elektroschocker"! "Achso, nur sowas". "Von wegen! Das ist eine recht gefährliche Waffe. Damit kann man jemanden eine Weile außer Gefecht setzen. Wenn der herzkrank ist, kann der auch sterben"! Christina schaute besorgt. "Und nun"?

"Ich glaube, den setze ich erst mal außer Gefecht. Am Samstag werde ich ja kooperativ sein, da wird sie ihn nicht gegen mich benutzen". Ich entnahm die Batterie, klebte mit Klebeband beide Kontakte zu und legte die Batterien wieder ein. "So, das sollte erst mal reichen. Für Montag brauche ich aber mehr Sicherheit". "Willst du ihn nicht mitnehmen"? "Nein, ich will nicht, daß sie Verdacht schöpft". "Ja, ist wohl besser"! Christina sah besorgt aus. "Ist schlimm, daß ich dich da in so gefährliche Sachen mit reinziehe". "Mich macht das wütend, wenn Leute ihre Position ausnutzen. Schon deshalb ...". Ich ließ offen, warum noch. Ich wußte ja nicht, ob es jemals dazu kommen würde und ob unser Plan funktioniert. Dann fragte ich. "Welcher Ordner wird denn selten bis gar nicht mehr benutzt"? Christina zeigte mir einige. Ich entschied mich für einen in Kopfhöhe. Dort versteckte ich die Kamera. Dann rief ich Olga an. "Teste mal"! "Bild und Ton ok", kam es zurück. Christina schaltete die Alarmanlage wieder scharf, wir schlichen aus dem Laden, und verschwanden.

Am Donnerstag hatte ich einiges an Arbeit. Ich hatte eine Streamingbox installiert. Das war bei unserem Rettungsanker. Es war eine junge Frau, leider durch einen Unfall mit doppelten Beinbruch noch für geraume Zeit ans Bett gefesselt, aber der unschätzbare Vorteil war, sie war Autistin mit Spezialrichtung Hören und Sehen. Sie hatte die unglaubliche Fähigkeit, sich alles merken zu können, was sie im Fernsehen sah, und das auch nahezu fehlerfrei wiedergeben konnte. Ich kannte sie nicht, wusste aber von ihr durch eine Pflegerin aus meinem Bekanntenkreis. Die schuldete mir noch einen Gefallen, weil ich ihr mal mit ihrem Hornochsen von Ehemann geholfen hatte, der jetzt ihr Ex-Ehemann ist. Natürlich sollte keiner was merken. Annalena, so hieß die junge Dame, musste alle paar Tage zur Dialyse. Auch der Nierenschaden war eine Unfallfolge, es war momentan noch nicht klar, ob sich das wieder verbessern würde. Ja, sie war schon schwer gebeutelt vom Schicksal.

Meine Bekannte brachte sie mit dem Rollstuhl zum Krankenwagen und drückte mir im Vorbeigehen den Schlüssel in die Hand, den die Pfleger natürlich brauchten um in die Wohnung zu gelangen. Ich öffnete die Tür und ging hinein. Der Fernseher, ein gutes, übergroßes Gerät, war in einer Ecke und das Bett stand schräg mitten im Raum. Das Zimmer war nett eingerichtet und hatte eine bemerkenswerte Sammlung von Orchideen. Ich hatte mich dank Internet schon im Vorwege mit der Bedienung des Gerätes vertraut gemacht und schnell alles umgesteckt. Die Generalprobe funktionierte. Damit kein Verdacht auf meine Bekannte fällt, hatte sie Samstag keinen Dienst. Zwei Stunden später und einen weiteren Besuch beim Bekannten hatte ich ein Duplikat aus dem 3D Drucker. Ich testete ihn und er funktionierte. Den originalen Schlüssel brachte ich ihr dann noch vorbei, damit sie ihn wieder beim Pflegedienst deponieren konnte.

Am Donnerstag Abend trafen wir uns alle und sprachen alles durch. Christina war recht nachdenklich, ob das denn alles so richtig war. "Sag mal Christina, wie wird's dir denn gehen bei der Sache"? "Weiß nicht. Werd ich dann schon sehen". "Es könnte aber sein, dass ich es genieße, mit ihr rumzumachen, also mit deiner Chefin"! "Das wäre doch dann rein sexuell, oder"? "Du hast Recht. Das muss sogar so sein, sonst würde er schlapp machen oder gar nicht hochkommen". "Ja, ich weiß. Hatte schon einige Männer. Nur mal genascht", sagte sie. Am Freitag studierten wir noch einmal alle Abläufe ein. Was uns dann in Laden erwartete, wussten wir natürlich nicht. "Sie will, dass du im Anzug und mit Schlips kommst", sagte Christina. "Na gut, wenn's weiter nichts ist. Warum denn eigentlich"? "Keine Ahnung. Sie hat es nicht gesagt, und ich hab nicht gefragt". Olga hatte von ihrem Anwalts-Bekannten ein Schreiben aufsetzen lassen. Es war ein Aufhebungsvertrag mit Schweigeklausel. Genauer gesagt, würden es drei verschiedene Verträge sein. Ich war mir aber sicher, sie würde dann einen von denen mit Abfindung unterschreiben. Natürlich konnten wir alle nicht besonders gut schlafen.

Samstag war ich schon früh auf den Beinen. Gegen Mittag war ich bei der Wohnung von Annalena. Ich wusste, die Pflegekraft würde vor 12 das Essen bringen. Ich sah sie rein, und rausgehen. Ich wartete zwanzig Minuten, dann ging ich in das Haus. Ich zog mir vor ihrer Tür eine Sturmhaube über, aktivierte den Stimmen Verzerrer. So leise wie möglich öffnete ich die Tür. Sie musste es aber trotzdem gehört haben. "Ines, hast du was vergessen? Ines? Wer ist denn da"? Ich betrat das Zimmer. "Nicht erschrecken", quakte und schnarrte es aus dem Stimmen Verzerrer. "Hey, wie kommen sie hier herein? Was wollen sie? Ich hab hier nichts wertvo"? "Ich tue ihnen nichts. Ich werde auch nichts klauen. Nur ein bisschen ihrer Zeit. Ich will, dass sie sich einen Film ansehen. Anfangs wird er leider ein wenig langweilig sein". Mit diesen Worten nahm ich ihr die Fernbedienung aus der Hand, griff mir auch ihr Handy, entfernte aus dem Handy den Akku, dann schaltete ich auf den AV Kanal, legte alles unerreichbar für sie auf einen Tisch, einen Zettel dazu 'TV Taste drücken'. Das war für sie bzw. die Pflegekraft die sie dann 'befreien' würde.

Der Kanal streamte momentan noch ein Programm aus dem Kinderkanal. Sicher tot langweilig für sie. Das würde sich nachher ändern. "Warum tun sie das? Was soll das?", fragte sie. "Das werden sie bald sehen. Und gut aufpassen und alles einprägen. Und werden sie bald wieder ganz gesund"! "Das ist Hausfriedensbruch"! "Quatsch. Die Tür war doch offen! Ich habe gerufen und habe ein 'Herein' gehört. Hausfriedensbruch wäre es, wenn sie sagen würden 'gehen sie', und ich gehe dann nicht. Soll ich gehen"? "Raus mit dir"!!! "Okay"! Ich wandte mich zum Gehen. "Du Mistkerl!", rief sie mir noch hinterher. Ich ging aus der Wohnung, startete das Auto und fuhr zum Laden, fand einen Parkplatz. Ich hatte noch fünf Minuten Zeit. Schnell zog ich mich um, und ging vor die Tür des Ladens. Olga, die jetzt mit Christina in dem Wagen saß, den wir gestern schon dort geparkt hatten, hob die Daumen. Wir blickten uns alle nur an und nickten. Jetzt kam's drauf an. Es war just in Time. Die Tür war zu, ich klopfte. Christinas Chefin kam zur Tür, drehte den Schlüssel, ließ mich herein.



Teil 44 von 64 Teilen.
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