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Der Kunde (fm:1 auf 1, 2720 Wörter) [2/5] alle Teile anzeigen

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Veröffentlicht: Jan 16 2013 Gesehen / Gelesen: 22420 / 18055 [81%] Bewertung Teil: 9.10 (67 Stimmen)
Eine phantastische Begegnung am Strand – ihre Sicht als erzähltechnische Übung

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Der Kunde

In einem Supermarkt arbeite ich nebenbei an der Kasse, was mir meist Spaß macht, weil die Kunden freundlich sind. Die unfreundlichen ertrage ich einfach, denn jeder hat mal einen schlechten Tag. Manchmal findet sich auch ein Weg, die Miesepeter aufzutauen und sie werden angenehmer im Umgang. Einer der Kunden hatte immer einen unsinnigen Scherz parat, einmal sagte er, die Unterschrift vergessen zu haben, als ich ihm den Bon zur Lastschrift vorlegte, oder gab an, treulos zu sein, als ich ihm Treuepunkte anbot, oder dankte für die Einladung zum Einkauf, ehe er doch bezahlte. Irgendwann fiel mir auf, dass er immer an meiner Kasse anstand und die kürzeren Schlangen der Kolleginnen verschmähte. Eines Tages hatte er Mai-rüb¬chen auf dem Band und ich fragte ihn, wie sie schmecken, denn zu meinem Feierabend sind sie regelmäßig ausverkauft und vorher dürfen wir nur Pausenbedarf kaufen. Wenn ich als Springerin an der Information war und ihn in seinem immer gleichen Anorak sah, öffnete ich schon mal außer der Reihe eine Kasse oder sammelte Einkaufskörbe ein, um ihn wenigstens kurz zu sehen und zu sprechen. Er war bestimmt über vierzig und vermutlich gebunden, aber hat sich gut gehalten, war immer prima gelaunt und schlimmstenfalls erschöpft. Ob er Sport trieb, wusste ich nicht, aber er fuhr sehr viel Fahrrad; der Rücken seines Anoraks sprach Bände. Und er hatte sich gemerkt, was früher auf meinem Namensschild stand, Schrater ist zwar ein Pseudonym, was er nicht wusste, aber er redete mich immer mit Namen an, dass ich eine Gänsehaut bekam. Außerdem hatte er oft einen Schnack auf Lager, der sich als verstecktes Kompliment entpuppte. Einmal kam er mit einem fetten blauen Auge und auf meinen erschrockenen Gesichtsausdruck gab er an, sich nach umgedreht zu haben und gegen eine Laterne gelaufen zu sein, als er sich nach mir umdrehte. Unwahr, aber nett. Er gab dann zu, aus Blödheit mit dem Fahrrad auf Eis gestürzt zu sein. Ich mochte ihn mehr und mehr.

Eines Sommers Nachmittag war ich mit zwei Freundinnen am Baggersee. Weil ich eine Wette verloren hatte, hatten die beiden meinen Busch rasiert und mich in den FKK-Bereich geschleppt. Es war an meinem Schätzchen kühl und ungewohnt, aber ich wurde weniger beachtet als ich dachte. Behiye und Ferda ließen sich nichts anmerken, denn sie waren die Blöße gewohnt, und so vergaß ich Bikinistreifen und blankes Schätzchen. Als Behiye die Zigaretten ausgingen, wollte sie zum Kiosk am anderen Ende und überredete uns mitzukommen. Ich griff zu meinem Bikini, aber Ferda nahm ihn mir aus der Hand: "Nichts da, meine Schöne. Wir gehen wie Gott uns schuf." Auf dem Weg in den Textilbereich kam ich mir komisch vor, und als ich im Wasser meinen speziellen Kunden sah, wurde mir flau und froh, aber ich ging mit den beiden schnell weiter und hoffte, nicht gesehen worden zu sein. Warum lief ich hier nackt herum und warum reagierte ich auf den einen Mann zwiespältig, aber nicht auf die dutzenden anderen?

Nach einer Weile hatten wir am Kiosk Behiyes Glimmstengel und außerdem ein Eis für jede ergattert. Immerhin hatten uns diverse Jungs nach vorn gelotst, um uns anzugucken und anzügliche Bemerkungen zu machen. Abtörnend, wie einfallslos und dumm sich Jungs beim Anblick nackter Brüste und Muschis benehmen. Behiye und Ferda schien es nichts auszumachen, sie unterhielten sich unbeeindruckt von den Jungs und ihren Anzüglichkeiten, aber ich hörte meist schweigend zu und fühlte mich auf dem Präsentierteller unwohl. Auf dem Rückweg entdeckte ich meinen Kunden lesend im FKK-Bereich, wo er vorher nicht lag. War er umgezogen? Nervös versteckte ich mich hinter den beiden Freundinnen und sah zu, unbemerkt aus seinem Blickfeld zu verschwinden. Behiye und Ferda mussten bald weg, aber ich blieb noch und hing meinen Gedanken nach. Den Kunden hatte ich im Wasser gesehen und danach hatte er seinen Platz gewechselt. éOb er mich doch gesehen hat? Gesagt oder getan hat er nichts, dabei ist er sonst nicht auf den Mund gefallen.' Ich ging noch einmal zum Kiosk auf ein Eis. Es war wie Spießrutenlaufen, weil ich allein war. Diese dummen Jungs. Gedankenversunken schlenderte ich mit meinem Eis zurück und kam bei ihm vorbei; er hatte die Augen geschlossen und lag ganz entspannt da. Überhaupt sah er recht lecker aus, ein altersgemäßer Bauch, starke Arme und schöne Hände, seinen Oberschenkel war Radfahren anzusehen und alles war am rechten Fleck und passte gut zusammen. Ganz entspannt? Nein, sein Schwanz war auf Halbmast. Mich ritt der Teufel und ich stupste ihn mit dem Fuß an. Er schlug die Augen auf. "Darf ich mich dazu setzen?" "Ja, bitte!" richtete er seinen übrigen Körper halb auf. Ich setzte mich in den Schneidersitz, wohlwissend, dass er freien Blick mein Schätzchen hätte. Ich aß mein Eis auf, und überlegte, ob er ebenso dummes Zeug sagen

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