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Sie warten auf mich (3) (fm:Lesbisch, 4475 Wörter) [3/5] alle Teile anzeigen

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Veröffentlicht: Aug 05 2021 Gesehen / Gelesen: 10336 / 7867 [76%] Bewertung Teil: 9.29 (34 Stimmen)
Nach einem denkwürdigen Abendessen mit Linda geht sie mit Susanne aufs gemeinsame Zimmer.

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Dritter Teil

Als ich zum Pool zurückkam, schlief Linda auf ihrer Liege in der prallen Sonne. Die Zeitung war ihr aus der Hand gefallen und lag aufgeschlagen auf dem Boden, direkt dort, wo ihre schöne Hand nach unten hing.

Ich traute mich, nah an sie heran zu treten. Es interessierte mich einfach, wie sie von der Nähe aussah. Eine so schöne, wahrscheinlich sehr wohlhabende Frau. Wie alt sie wohl war? Dass ich ihr Alter nicht einschätzen konnte, fand ich verwirrend. Ich glaubte, dass sie vielleicht viele Schönheitsoperationen gehabt hatte. Aber jetzt, wo ich sie mir wirklich aus der Nähe anschauen konnte, zweifelte ich wieder daran. Nirgends waren auch nur die geringsten Anzeichen von Narben zu erkennen. Alles schien absolut natürlich.

Dann versuchte ich einen Blick in ihre Zeitung zu werfen. Natürlich hob ich die Zeitung dafür nicht auf, sondern bückte mich nur etwas, um auf den aufgeschlagenen Seiten etwas erkennen zu können. Auf der einen Seite war eine stark gepiercte junge Frau abgebildet, auf der anderen das Hinterteil einer Frau, das in einem Latex-Kleid steckte. Dazu ein Text, den ich nicht lesen konnte. Das war eine Sprache, die ich nicht kannte. Zugegeben, ich kannte überhaupt nicht viele Sprachen. Außer ein wenig Englisch hatten wir in der Berufsschule nichts an Sprachen gehabt. In der Mittelschule hatten wir mal ein Jahr französisch. Aber das war es auch schon. Diese Zeitung war weder auf englisch, noch auf französisch. Ich tippte auf spanisch, war mir aber nicht sicher. Vielleicht dachte ich an spanisch, weil Linda so einen wunderbar oliv-dunklen Teint und dunkles, kräftiges Haar hatte. So wie ich mir eben eine Spanierin vorstellte. Aber das war natürlich Quatsch. Sie konnte genau so gut Schwedin oder Russin sein. Davon abgesehen sprach sie absolut klares Hochdeutsch.

Aber was machte diese Frau hier? Welche Rolle spielte sie? Gehörte ihr das alles hier, und Sören war nur irgend ein Typ, den sie sich hielt, weil sie vielleicht auf so Genies stand, die den ganzen Tag arbeiten?

Während ich so dastand und die Nachmittagssonne unbarmherzig auf meinen Rücken prasselte, der immer noch nicht eingecremt war, ging ich so viele Möglichkeiten für diese ganze Sache hier durch, doch keine einzige davon erschien mir am Ende als richtig. Oder wie man als Detektiv wohl sagen würde: plausibel. Es passte einfach gar nichts zusammen.

"Da bist du ja wieder."

Ich erschrak so sehr, dass ich zusammenzuckte. Mir war gar nicht aufgefallen, dass Linda aufgewacht war und mich ansah. Ihre dunklen Augen strahlten Ruhe und Gelassenheit aus.

"Ich hoffe, die kleine Susanne hat dich nicht all zu sehr genervt."

"Ich ...", stotterte ich und musste sofort an diesen absolut unglaublichen Kuss denken, "... nein, also, gar nicht. Überhaupt nicht."

"Das freut mich", sagte Linda. "Ihr werdet ja einige Zeit miteinander verbringen. Da wäre es von Vorteil, wenn ihr miteinander gut klarkommt."

Sie stand auf und stieg dann langsam in den Pool, wahrscheinlich wollte sie sich abkühlen.

"Wie viel Zeit werden wir miteinander verbringen?", hörte ich mich fragen. Ich ärgerte mich über mich selbst, weil das eigentlich die falsche Frage war. Eigentlich hatte ich fragen wollen, warum sie denn davon ausging, dass ich mit Susanne Zeit verbringen würde. Schließlich lag das ja alles in meiner Entscheidung und ich hatte noch nirgends zugesagt oder irgend etwas unterschrieben. Aber - vielleicht lag es an der Sonne, die mich schon ganz schläfrig gemacht hatte - ich dachte an Susanne und diesen Kuss und die Art, wie sie mich angesehen und mit mir geredet hatte. Und irgendwie fühlte sich das alles so vertraut und real an, als sei das jetzt mein richtiges und mein einziges Leben. So als wäre ich nie Kassiererin gewesen. Mein altes Leben verschwamm wie ein Traum nach dem Aufwachen.

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